Ein Gespenst geht um in Europa – 165 Jahre Kommunistisches Manifest

Nach neueren Erkenntnissen erschien die erste Auflage im März 1848. Zustande kam sie nicht deswegen, weil sich die Autoren als Gespenster „outen“ wollten. Marx und Engels wollten einfach mal mit „Kommunisten der verschiedensten Nationalität“1) aufschreiben, was denn die Kommunisten in Europa tatsächlich wollen. Denn längst hatten „alle Mächte des alten Europa…sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dieses Gespenst verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot, französische Radikale und deutsche Polizisten.“2)

Im Vorwort heißt es weiter: „Der Kommunismus wird bereits von allen europäischen Mächten als eine Macht anerkannt. Es ist hohe Zeit, daß die Kommunisten ihre Anschauungswiese, ihre Zwecke, ihre Tendenzen vor der ganzen Welt offen darlegen und dem Märchen vom Gespenst des Kommunismus ein Manifest der Partei selbst entgegenstellen.“3)

Ich nehme mir dieses Buch, das seit 1975 in meinem Besitz ist, gelegentlich zur Hand und stelle fest, wie aktuell doch dessen Inhalt ist bei der Beschreibung der Verhältnisse in Deutschland, Europa und der Welt.

„Ihr (gemeint die Bourgeoisie) entsetzt euch darüber, daß wir das Privateigentum abschaffen wollen. Aber in eurer bestehenden Gesellschaft ist das Privateigentum für neun Zehntel ihrer Mitglieder aufgehoben; es existiert gerade dadurch, daß es für neun Zehntel nicht existiert. Ihr werft uns also vor, daß wir ein Eigentum aufheben wollen, welches die Eigentumslosigkeit der ungeheuren Mehrzahl der Gesellschaft als notwendige Bedingung voraussetzt.“4)

Ich finde, diese Aussage ist im heutigen Deutschland, Europa und der Welt aktuell. Die Bourgeois heißen heute Finanz- und Wirtschaftskapital, Großbanken, Hedgefonds und Konzerne. Konzerne wie beispielsweise amazon, wo europäische abhängig Beschäftigte wie Arbeitssklaven gehalten werden. Möglich werden solche Methoden deswegen, weil diese Sklavenarbeit per Gesetz geschützt wird und die Verantwortlichen dafür eben nicht bestraft werden können.

In diesem Sinne eine kleine Abwandlung der Schlusssätze des Manifests: Abhängig Beschäftigte, Erwerbslose, Rentner und Studenten  „haben nichts zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen“.5) Also vereinigt euch im Kampf für eine bessere Welt und die Abschaffung des Kapitalismus.

Bernhard Tornow

Quelle für Zitate: Marx, Engels, Manifest der kommunistischen Partei, Dietz Verlag 1967, 6. Auflage 1975