Weddinger begingen den Tag gegen Rassismus auf dem Leopoldplatz

von Arslan Yilmaz

Arslan, OrganisatorAm 21. März 2013, dem Tag gegen Rassismus, gingen Weddinger MigrantInnen bei sehr schlechten Wetterbedingungen und starken Schneeschauern um 11.30 Uhr auf die Straße, um an diesem Tag gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft ein Zeichen zu setzen. Sie stellten auf dem Leopoldplatz ihre Transparente und Plakate auf und füllten ihre Ballons mit Heliumgas, auf denen „Berlin gegen Rassismus“ stand. Mehr als 40  MigrantInnen und leider nur wenige Deutsche ließen ihre Ballons pünktlich um 11.55 Uhr in den Himmel fliegen. Celal Altun und Arslan Yilmaz betonten danach die Bedeutung dieses Tages: „Liebe Freunde,wir sind heute hier zusammengekommen, um öffentlich auf rassistische Diskriminierung in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Obwohl der Tag gegen Rassismus bereits seit 1966 weltweit begangen wird, werden noch immer Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihrer Religion oder wegen ihres Andersseins diskriminiert und benachteiligt. Seit 1990 wurden in Deutschland 182 Migrantinnen und Migranten Opfer rechtsextremer oder rassistischer Gewalt. Die Mordserie der NSU von 2000 bis 2007, die anfängliche Kriminalisierung der Opfer und ihrer Familien, die von Vorurteilen geprägte Ermittlungsarbeit, die schleppende Aufklärung, das Verschwinden von Akten, das Zurückhalten wichtiger Informationen und die Bagatellisierung des bestehenden rechtsextremen Netzwerks zeigen, wie leichtfertig die deutschen Behörden mit Gewalt von Rechts umgehen. Diese Vorgehensweise stellt dem deutschen Rechtsstaat ein Armutszeugnis aus. Der institutionelle Rassismus in Ämtern und Behörden wird von Migrantinnen und Migranten lt. einer Studie der Antidiskriminierungsstelle der Bundesregierung als schwerwiegender eingeschätzt als die Diskriminierung durch Arbeitgeber, Vermieter und Lehrer. Dokumente und Studien zum Beispiel der Friedrich-Ebert-Stiftung zeigen, dass die Vorurteile gegenüber Migrantinnen und Migranten 50 Jahre nach Beginn der Einwanderung nicht abgenommen, sondern sich zugespitzt haben. Gemäß dem 4. Armutsbericht der Bundesregierung sind Migrantinnen und Migranten doppelt so häufig armutsgefährdet wie Deutsche. Dies beruht unter anderem auf ungleichen Bildungschancen und Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt. Selbst nach 50 Jahren wird Migrantinnen und Migranten aus Nicht-EU-Staaten noch immer das kommunale Wahlrecht oder die Teilnahme an Volksentscheiden und damit die Partizipation am politischen Leben verwehrt. Die Verweigerung der doppelten Staatsbürgerschaft benachteiligt Migrantinnen und Migranten aus Nicht-EU-Ländern. Für EU-Bürger, Schweizer oder Amerikaner ist die Möglichkeit des Doppelpasses längst eine Selbstverständlichkeit. Wir leben seit Jahrzehnten in diesem Land. Berlin ist unsere Heimat und unser Lebensmittelpunkt geworden. Wir wollen daher nicht mehr wie Gäste behandelt werden, sondern ein Teil dieser Gesellschaft sein. Für uns Migrantinnen und Migranten ist die Teilhabe am politischen und gesellschaftlichen Leben in einem demokratischen Land selbstverständlich. Wir wollen nicht ständig ignoriert, benachteiligt, gedemütigt, diskriminiert und vertröstet werden, sondern fordern Gleichberechtigung und Anerkennung in der deutschen Gesellschaft! Deshalb sind wir heute hier, um gemeinsam mit unseren deutschen Freunden, Nachbarn und Kollegen ein Zeichen für Demokratie und ein friedliches, vorurteilsfreies Zusammenleben aller Menschen in unserem Stadtteil setzen. Der Wedding ist bunt und Rassisten haben hier keinen Platz! Herzlichen Dank an alle, die gekommen sind und uns unterstützen, unseren Forderungen Ausdruck zu verleihen! “

Diese symbolische  Aktion ging 12.30 Uhr zu Ende. Die TeilnehmerInnen der Demo versprachen, dass der 21.März jeden Jahres zur Tradition werde und als Tag gegen den Rassismus immer wieder begangen wird, solange Gewalt, Benachteiligung, ungleiche Behandlung in der deutschen Gesellschaft nicht zu Ende gehen.