Zwangsräumung und Obdachlosigkeit für die „B12“?

berlichingenstrasse-12Vorläufig haben die Hauseigentümer des Heims für Wohnungslose Berlichingenstr.12 in Moabit („B12“) keinerlei Gesprächsbereitschaft zur Beilegung des Mietkonflikts und zur Aufhebung ihrer Räumungsklage gezeigt, obwohl der frisch gewählte Bürgermeister von Dassel einen neuen Kompromissvorschlag gemacht hat.

Der Konflikt zwischen den Eigentümern einerseits und den Bewohnern, den Unterstützern und von Dassel andererseits verschärft sich zusehends, seit das Männerwohnheim zum 1.3.2016 gekündigt worden ist. Den Bewohnern, die im Haus geblieben sind, ist zwischenzeitlich sogar das Wasser abgestellt worden. Das Haus ist an einen neuen Betreiber vermietet worden, weil dieser  –  mit doppelter Rendite für die Eigentümer  –  Geflüchtete im Wohnheim unterbringen will.

Im Flugblatt des Bündnisses „Zwangsräumungen verhindern“ heißt es dazu: „Die betroffenen Bewohner sind solidarisch mit den Geflüchteten und fordern angemessenen Wohnraum für alle. Dass ein Marktmechanismus die Unterbringung selbst derjenigen regeln soll, die in extremen Notsituationen sind, ist menschenverachtend. Personen werden gegeneinander ausgespielt, die dasselbe grundlegende Bedürfnis haben: ein Dach über dem Kopf!“

Der neue Bezirksbürgermeister und der Unterstützerkreis haben einen Kompromiss vorgeschlagen:  Die öffentliche Hand zahlt die Tagessätze für die Unterbringung; ein Trägerverein betreut die Bewohner und renoviert zumindest teilweise das Haus. Zur Begleichung der Unkosten könne der Hauseigentümer mit monatlich 25 000 Euro rechnen, so Stephan von Dassel. Sollten die Männer in der Berlichingenstraße verbleiben, überwiese das zuständige Jobcenter die seit März ausstehende Miete in Höhe von 100.000 Euro als „Investitionszuschuss“.

Die Eigentümer verweigern allerdings bisher jeden Dialog. Dass die Menschen nach einer Räumung direkt auf der Straße landen, ist ihnen gleichgültig.

Die Bewohner möchten das Haus in Selbstverwaltung weiterführen. Dafür müsse ein guter Betreiber gefunden werden, so Stephan Rauhut vom Verein „Refo-Moabit Kirche im Kiez“. Zwei Interessenten hätten sich bereits offiziell bei den Eigentümern beworben.

Die Gruppen der Unterstützer wollen am 1. Dezember um 13 Uhr vor dem Firmensitz der Hauseigentümer, Kantstr.30, Charlottenburg, eine Kundgebung abhalten, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen.

Rainer Scholz