Vermieter in Moabit: „Wir empfehlen Ihnen den Auszug!“

Foto Zwinglistraße 36In der Moabiter Zwinglistraße 36 ist ein von der Hausverwaltung „Helvetica“ beauftragter „Mieterberater“ mit dieser Aufforderung über Monate durchs Haus gegangen. Seine Begründung: „Nach der Modernisierung können Sie sich das sowieso nicht mehr leisten!“

Den Mietern wurde der Auszug „empfohlen“, da sie mit circa eineinhalb Jahren Baustellenzeit rechnen müssten. Sie könnten ja in Ersatzwohnungen ziehen. Geplant seien unter anderem eine Fassadendämmung, der Dachgeschossausbau, der Einbau einer Zentralheizung sowie die Neugestaltung des Hofes. Die meisten Wohnungen haben jedoch bereits Gasetagenheizung sowie ein neues Bad und sind in sehr gutem Zustand.

Nichts desto trotz wurden den Mietern im persönlichen Gespräch mit dem „Mieterberater“ hohe Mietsteigerungen bis zur Verdoppelung der Miete angekündigt. Ein Drittel der Wohnungen steht bereits leer. Eine Mieterin meinte: „Das Schlimmste ist, dass wir völlig in der Luft hängen. Wir wissen weder, ob wir ausziehen sollen, noch wann die Bauarbeiten beginnen oder was genau geplant ist.“ Vermutet wurde unter anderem, dass letztlich Eigentumswohnungen geplant sind, obwohl der Eigentümer das bestreitet. Denn warum sonst werden die leeren Wohnungen nicht mehr vermietet?

Auf einem Stadtteilplenum im Nachbarschaftshaus „Stadtschloss Moabit“ stellte sich heraus, dass die Zwinglistraße 36 im Sanierungsgebiet Turmstraße liegt und dass im Sanierungsgebiet auch für Modernisierungsvereinbarungen besondere, etwas günstigere Bedingungen gelten – vor allem dann, wenn sich Hausgemeinschaften bilden und Druck machen. Alarmiert von den Mietern hat die Bezirksverwaltung ein Sozialplanverfahren eingeleitet und die Mieter erhalten Rechtsanwalts-Beratung. Allerdings werden sich dadurch nur bestimmte Abmilderungen v.a. für Transferbezieher erreichen lassen.

Die Wahlkreiskandidaten der LINKEN im Moabiter Kiez, Anisa Fliegner und Steve Rauhut, wollen sich deswegen für bezahlbare Mieten besonders bei Modernisierungen einsetzen. Sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene ist dies ein großes Anliegen der Partei DIE LINKE.

von Rainer Scholz